"Psychoonkologie", was ist das?

Das Wort setzt sich zusammen aus „Psychologie“ also der Lehre von den seelischen Vorgängen, dem seelischen Erleben von Menschen und dem Wort „Onkologie“ d.h.  der Lehre von den „bösartigen Erkrankungen, also Krebs“.

Konkret geht es in der praktischen Psychoonkologie u. a. darum, Krebspatientinnen und Krebspatienten und ihre Angehörigen zu informieren, zu unterstützen und zu begleiten. Ein weiterer Schwerpunkt von manchen Psychoonkologen – ich gehöre dazu – beschäftigt sich mit der Fortbildung von in der Onkologie tätigen Menschen. Hier ist die gute Kommunikation mit Patientinnen, Patienten und Angehörigen ein wichtiges Thema.

Auf der wissenschaftlichen Ebene beschäftigt sich die Psychoonkologie u.a. mit Themen wie „Wer braucht denn Unterstützung zu welchem Zeitpunkt“ und „Was hilft bei welchem Problem, welcher Fragestellung am besten?” Auch wird der Frage nachgegangen, wie wirksam die Psychoonkologischen Behandlungen/Interventionen sind.

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Was ist denn genau ein “Psychoonkologe”?

Der Begriff „Psychoonkologe“ ist gesetzlich nicht geschützt, so dass praktisch jeder Mensch diesen Begriff für sich verwenden darf.

Aus diesem Grund sollten Patientinnen und Patienten immer nachfragen, welche Grundausbildung der „Psychoonkologe“ genau hat. Je fundierter die Aus- und Weiterbildung des Psychoonkologen ist, desto eher kann man sicher sein, dass man eine Beratung erhält, die auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft  basiert. Die Fortbildung zum Psychoonkologen, zertifiziert durch die  Deutsche Krebsgesellschaft e.V., sollte aus meiner Sicht eine Mindestvorraussetzung sein, wenn man Menschen berät, die an Krebs erkrankt sind.

Eine begleitende Psychotherapie empfehle ich  jedoch nur bei einem approbierten Psychotherapeuten. Das kann ein Psychologe oder Arzt sein, manchmal auch ein Pädagoge oder Sozialpädagoge.

Was ist “Psychoonkologie” nicht?

Psychoonkologie hat in der Regel nichts mit der Analyse auf der Couch, nichts mit dem Graben in der Kindheit zu tun. Das heißt nicht, dass Themen aus der Vergangenheit ausgeklammert werden. Der Fokus in der Therapie wird aber eher auf das „Hier und Jetzt“ gesetzt. Wie der psychoonkologisch fortgebildete Psychotherapeut konkret vorgeht, hängt sehr stark mit seiner Grundausbildung zusammen (Psychoanalyse, Humanistische Therapie, Verhaltenstherapie).

Wie arbeitet ein “Psychoonkologe”?

Das „Handwerkszeug“  der praktischen Psychoonkologie ist vor allem das Gespräch. Im Gespräch wird erfasst, was bei dem Patienten jetzt im Augenblick den höchsten Stress auslöst. Ist es das Gespräch mit dem Partner oder dem Kind? Ist es die Schlaflosigkeit und die Angst vor der Behandlung? Belastet am ehesten der zu betreuende Angehörige zu Hause oder sind es finanzielle Probleme, die durch den krankheitsbedingten Ausfall  befürchtet werden? Auch die Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung spielt fast immer eine Rolle. Anschließend wird mit dem Patienten gemeinsam geschaut, wie die Situation verbessert werden kann.

Mit welchen Methoden arbeitet man in der  “Psychoonkologie”

Die Methoden oder Interventionen, die der Psychoonkologe anbieten kann, hängen sehr von der Ausbildung ab, die er mitbringt. Günstig für den Ratsuchenden ist es, wenn der Psychoonkologe möglichst breit gefächert ausgebildet ist. Idealerweise hat er eine psychotherapeutische Ausbildung abgeschlossen und Fortbildungen in anderen Therapierichtungen besucht, z. B. Traumatherapie, Systemische Familientherapie,  Entspannungsmethoden wie das Autogene Training oder die Progressive Muskelrelaxation, Klopf-Akupressur (EFT), Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR), oder Prozessorientierte-Embodyment Psychologie (PEP), um das Stressniveau schnell und effektiv beeinflussen zu können.

Sogenannte „Nonverbale Verfahren“ wie Musiktherapie oder Kunsttherapie sind neben der Sporttherapie ebenfalls hilfreich und werden immer häufiger auch in Akutkliniken angeboten.