Corona – ein Sturz aus der normal empfundenen Wirklichkeit

Diese Überschrift habe ich in Anlehnung an den Aufsatz von Nikolaus Gerdes: “Krebs- Der Sturz aus der normalen Wirklichkeit und die Suche nach Sinn”, den ich als absolut lesenswert bewerte, gewählt.

Ja, meine Beobachtung ist die, dass viele, viele Menschen auf die Bedrohung durch Corona so reagieren, wie meine onkologischen Patientinnen und Patienten: Von “nicht wahrhaben wollen”, über “so schlimm wird es ja schon nicht sein/werden” über unmittelbare und zuweilen sich aufdrängende Angst um die Existenz, um sein Hab und Gut, um die Angehörigen und um sich selbst. Kontrollverlust, Verlust der Autonomie.

Eine meiner Patientinnen äußerte diese Woche im psychoontologischen Beratungsgespräch: “Jetzt wissen die Menschen mal, wie es uns Krebspatienten geht” und ein Kind eines Krebspatienten, das im Fernsehen interviewt wurde äußerte sich ungefähr so: “Wir durften wegen der Chemotherapie überhaupt keinen Besuch mehr bekommen und mussten immer aufpassen. Für mich hat sich nichts geändert, nur, dass es jetzt allen so geht. Das finde ich gut. Wir sind jetzt nicht mehr so eine Ausnahme, keine Außenseiter mehr”.

Corona ist ein Thema, was uns also zur Zeit alle betrifft und fast jeden in irgendeiner Form beschäftigt. Und wir Menschen reagieren in dieser Situation mit unseren gelernten Verarbeitungsstrategien und den verschiedenen Abwehrstrategien, die schon Sigmund Freud beschrieben hat. Hierzu gehören Verdrängung, Verleugnung, Abspaltung, Identifizierung, u.s.w. solange unsere Verarbeitungsstrategien uns stabilisieren (und andere Menschen nicht verletzen), sind sie funktional, helfen uns in der Krise.

Für mich selbst ist es gerade so, dass ich kein Gespräch führe – privat oder beruflich- indem “Corona” oder “Covid 19” nicht thematisiert wird. Das motiviert mich, an dieser Stelle meine Gedanken und Ideen Interessierten mitzuteilen. Vielleicht ist ja der eine oder Gedanke hilfreich.